Fahrt der Ahnenforscher nach Horstmar 2011

Nach Horstmar, in die Stadt der Burgmannshöfe, führte die Radtour am Samstag, 20. August 2011

die Mitglieder des Arbeitskreises für Familien- und Geschichtsforschung des Heimatbundes. Bei herrlichem Wetter ging es zunächst in Richtung Scheddebrock. Hier wurde in der Gaststätte „Landhaus Scheddebrock“ eine erste Pause eingelegt. Als nächstes wurde Haus Alst, das erstmals in einer Urkunde von 1217 erwähnt wird, angefahren. 1569 kam es als Eigentum an die Herren von Westerholt, die ihm 1624 das heutige Aussehen gaben. Bemerkenswert ist Haus Alst auf Grund zweier seltener Eigenarten: des noch gut erhaltenen Ringwalls und der „Specklagentechnik“ seiner Mauern, die ein typisches Merkmal der niederländischen Renaissance ist.

In Horstmar angekommen empfing Prof. Anton Janssen, Vorsitzender des dortigen Heimatvereins sowie Stellvertretender Vorsitzender des Kreisheimatbundes Steinfurt die Emsdettener und führte sie fach- und sachkundig durch den Ort. So war Horstmar bis zum Dreißigjährigen Krieg eine der bedeutendsten Städte im Münsterland. Einzigartig für diese Gegend ist der nahezu quadratische Grundriss der Stadt Horstmar mit dem Historischen Rathaus und der St. Gertrudis-Kirche im Ortsmittelpunkt. Diese zeigt sich als typischer Vertreter einer gotischen Hallenkirche und wurde in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts nach vollständigem Abbruch der Vorgängerkirche erbaut. Den spitzen Turmhelm und die Innenausstattung erhielt sie erst im 19. Jahrhundert.

Das Rathaus hat sein heutiges Aussehen 1571 erhalten. Auf das von einem Vorgängerbau vorhandene Bruchsteinmauerwerk des Untergeschosses wurde ein Stockwerk aus Ziegelmauerwerk aufgesetzt. Im Jahre 1963 wurde dann das Rathaus zunächst außen vollständig renoviert. Es wird heute als Trauzimmer und Sitzungssaal genutzt.

Die ehemals acht um das 11. Jahrhundert gegründeten Burgmannshöfe standen nahe den Befestigungsanlagen und dienten dem Schutz der Burg und des Ortes. Heute sind von diesen noch vier erhalten.

Nach dieser interessanten Führung durch die abwechslungsreiche Geschichte Horstmars machten sich die Familienforscher auf den Rückweg nach Emsdetten und beendeten den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen bei Lintels Kotten.

Südlich der heute nur noch als Bodendenkmal vorhandenen Burganlage “Hustmere” entstand die ehemalige Burgmannsstadt Horstmar.

Auffällig für das Münsterland einzigartig ist der nahezu quadratische Grundriss der Stadt, der an römische Stadtgründungen erinnert, ohne dass hierfür eine Rezeption abzuleiten wäre. Der heute noch gut ablesbare Grundriss wurde von zwei umlaufenden Gräben und Außen- und Innenwällen umschlossen. An den Ecken des quadratischen Grundrisses standen runde Wachtürme. Eine Stadtmauer konnte jedoch bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden. In jede der vier Himmelsrichtungen führte ein Tor aus der Stadt. Der Ortskern wird bis heute axial von zwei Hauptstraßenzügen, die von Osten nach Westen und von Norden nach Süden verlaufen, kreuzförmig geteilt. Den Ortsmittelpunkt bestimmen Kirche und Rathaus.

Nach außen, nahe den Befestigungsanlagen und Stadttoren, standen die ehemaligen acht Burgmannshöfe. Die Gründung der Burgmannshöfe ist für das 11. Jahrhundert anzunehmen. Zum Schutze ihrer etwa 200 m entfernt liegenden Burg gründeten die Edelherren von Horstmar acht Burglehen, deren Höfe gleichzeitig die sich entwickelnde Burgsiedlung sichern sollten.

Ihre Bewohner, die Burgmänner, waren die eigentlichen Herren der Stadt. Bereits im 13. Jahrhundert erwähnt, verstanden sie es, im Laufe des nächsten Jahrhunderts ihre Befugnisse und Macht derart auszuweiten, dass sie sogar ihrem Landesherrn, dem jeweiligen Bischof, den Zugang zur Stadt verwehren konnten.

Von den Burgmannshöfen sind bis heute vier erhalten. Von einem fünften Hof, dem ehemaligen Valkenhof, ist lediglich noch der Keller vorhanden.

Der Münsterhof

An das Münstertor, das östliche Stadttor, erinnern heute nur noch zwei hohe Torpfeiler. Als oberen Abschluss tragen sie Vasen. Sie sind gegen 1770 entstanden, aber hier stehen sie erst seit 1817. Vorher dienten sie als Immunitätspfeiler des Damenstifts in Metelen, von wo sie der Fürst zu Salm Horstmar herschaffen ließ. Den Schutz des Osttores musste der Münsterhof übernehmen. Seinen Namen erhielt er von den adligen Herren von Münster, die bereits 1347 hier nachgewiesen sind.

Wie alle anderen Höfe ruht er mit einer Wand an der Stadtmauer, deren Reste man noch im Garten sehen kann. Die zweistöckige Fassade wird hauptsächlich durch die zehn großen Steinkreuzfenster belebt. Die Eingangstür ist noch altertümlich zur Seite versetzt. An diesem Hauptbau schließt sich – wie bei den anderen Höfen – ein niedriger Seitenflügel an. So entsteht wieder ein Zweiflügelbau in Winkelform.
Der Hof wurde ca. 1550 gebaut.

Sendenhof mit Schlosstor

Vom Rathaus führt die Schlossstraße zu dem letzten noch erhaltenen Stadttor, dem Schloßtor, das mit dem Sendenhof, einem der acht ehemaligen Burmannshöfe, eine bauliche Einheit bildet. Das Schloßtor ist in der Art eines Torturmes ausgebildet. Die Durchfahrt besteht aus einem sehr kräftigen Spitzbogen, wie er gern von den Baumeistern des 15. Jahrhunderts verwandt wurde.

Dieses Tor ist besonders bemerkenswert, weil es das einzig erhaltene seiner Art im weiten Umkreis ist.

Ähnliche Türme dürfte es in großer Zahl in allen befestigten Orten gegeben haben. An diesem Turm schließt sich nahtlos der Sendenhof an. An dieser Stelle wird gut sichtbar, wie eng die Burgmannen an die Verteidigung der Stadt gebunden waren. An der Nordseite sieht man noch deutlich den Zusammenhang zwischen Tor und Burgmannshof. Zu den Straßenseiten hin finden wir kräftige Steinmauern. Mit ihnen schloss sich der adlige Burgmann von seinen bürgerlichen Nachbarn ab.

Mervelder Hof

Der 1561 erbaute Hof der Herren von Merveldt folgt dem Schema der übrigen Höfe Horstmars. Mit der Rückwand steht er auf dem Festungswall über der Gräfte. Heute ist das Bauwerk eine Zweiflügelanlage. Spuren deuten aber auf einen dritten Flügel hin, der vor ca. 240 Jahren abgebrochen worden ist.

So war hier also der später in der Barockzeit so beliebte Dreiflügelbau zu finden. Der Mervelder Hof ist einer der frühesten Anlagen dieses Typs im Münsterland. Seitenflügel und Ostgiebel weisen eine Besonderheit auf. Im Mauerwerk erscheinen abwechselnd Lagen von roten Ziegelsteinen und weißen Sandsteinen, ähnlich wie bei einer durchwachsenen Speckseite. Diese Specklagen treten hier erstmals nachweisbar in Westfalen auf. Das Motiv kommt aus den belgischen Niederlanden und findet sich 60 Jahre später nochmals auf Haus Alst wieder.

Borchhorster Hof

Er liegt am Südring und hatte die gefährdete Südwestecke zu schützen. Von den Bauwerken der Horstmarer Burgmannen ist er das älteste. Der Name stammt von den ersten Besitzern, den Herren von Borchorst. Wie bei den anderen Höfen so findet sich auch hier zur Straße hin eine hohe Mauer in der ganzen Länge des Grundstücks. Den Eingang bilden zwei Steinpfeiler mit Vasen. Das kurz vor 1800 veränderte Haupthaus ist wegen seiner Giebel interessant.
Sie stammen noch vom ursprünglichen Bau. Wir finden sehr hohe Treppengiebel aus Ziegelsteinen ohne die sonst üblichen Ecken aus Sandstein. Die einzelnen Stufen tragen an ihren Seiten übereck gestellte Postamente. Die nächsten Verwandten dieser frühen Giebelformen gibt es in Schloss Herten bei Recklinghausen.