Auf den Spuren des begabten Malers „Anton Niessing” aus Emsdetten

von Bernhard Nonte
(Quelle: Auszug aus dem Jahrbuch des Kreises Steinfurt 2002)

Fast ist er in Vergessenheit geraten, der Bildnis- und Landschaftsmaler Anton Niessing aus Emsdetten, gäbe es nicht seine überlieferten Werke in zahlreichen Kirchen und im Privatbesitz. Den größten Teil seiner Lebens- und Schaffenszeit verbrachte er im süddeutschen Raum, blieb aber seiner westfälischen Heimat stets verbunden.

Anton Niessing wurde am 2. März 1861 in Emsdetten geboren. Getauft wurde er am 4. März 1861 in der St. Pankratiuskirche in Emsdetten mit vollem Namen “Anton Joseph Maria” . Seine Eltern waren Bernard Niessing und Gertrud Wiedemann. Sein Vater betrieb in Emsdetten einen Tabakwarenhandel . Er besuchte die dortige Rektoratschule, die er nach dem frühen Tod seines Vaters vorzeitig verließ, trat in Osnabrück eine kaufmännische Lehre an und war später als kaufmännischer Angestellter bei der Firma C. Heüveldop in Emsdetten beschäftigt. Die Tätigkeit füllte ihn jedoch nicht aus. Er besuchte eine Abendschule, um sich fortzubilden. Sein Interesse für künstlerische Dinge und ein angeborenes Zeichentalent weckten in ihm den Wunsch, Kunstmaler zu werden. Diese Möglichkeit bot sich ihm, als er in München wegen einer Erkrankung aus dem Militärdienst entlassen wurde. Er blieb in der Stadt mit den großen Kunstsammlungen, für die er sich sehr interessierte, und entschloss sich zum Studium an der Münchener Kunstakademie.

Als Schüler von Prof. Karl Raupp erwarb er sich ein qualifiziertes technisches Können und die Grundlagen für seine spätere Historienmalerei.

Ein weiterer Lehrer, der ihn in seinen Arbeiten wesentlich förderte, war der ungarische Maler Simon Hollósy, der im Jahre 1886 in München eine Malschule gründete und dadurch viele junge Künstler anzog. Sein Einfluss bewirkte auch eine Verinnerlichung seines Kunstschaffens, was bei dem stark religiös geprägten Niessing eine gute Vorschule für seine künftige Kirchenmalerei war.

Nach dem Abschluss seiner Studien in München hielt sich Niessing mehrere Jahre in Idar-Oberstein auf, wo er zusammen mit einem Studienfreund malte. Danach begab er sich ins Kinzigtal im Schwarzwald, wo er sich besonders der Freilichtmalerei widmete. Es war die Zeit, als der bekannte Schwarzwaldmaler und Illustrator Prof. Wilhelm Hasemann in Gutach um 1880 eine Malerkolonie begründete. Hier lernte Niessing die Kunstmalerin Cornelia Frick, eine Schülerin von Hasemann kennen, die er 1898 heiratete. Sie war ihm bei seinen Arbeiten eine gute Beraterin. Die erste Zeit wohnte das junge Paar in Gutenstein im oberen Donautal, dann kurze Zeit in Memmingen. Von dort zog es nach München, wo Niessing Auftragsarbeiten – u. a. Kopien nach Originalen in der Alten Pinakothek – anzufertigen hatte.

1903 zogen Cornelia und Anton Niessing nach Baden-Baden in die Heimatstadt seiner Frau. Aus ihrer Ehe gingen zwei Kinder hervor.

In Baden-Baden beteiligte sich Niessing an den Ausstellungen des Baden-Badener Kunstvereins und übte hier eine rege künstlerische Tätigkeit aus. Seine Auftraggeber waren vor allem Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen, deren ortsgeistliche Niessings Arbeiten besonders schätzten. Zu ihnen gehörte Pfarrer Anton Mehring in Mettingen. Ein großherziger Auftraggeber in schwieriger Zeit war dort auch Georg Brenninkmeyer von Haus Gloria, der von 1920 bis zu seinem Tode zahlreiche Gemälde, Porträts und Landschaftsbilder malen ließ.

Niessings überregionales Kunstinteresse wird deutlich durch seine Mitgliedschaft in mehreren Fachvereinigungen. Er war Mitglied im ,,Reichsverband bildender Künstler Deutschlands, Berlin”, in der ,,Vereinigung Westfälischer Künstler und Kunstfreunde, Münster” und in der ,,Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst, München”. Einige seiner religiösen Gemälde sind in den Jahresmappen der ,,Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst” (1905, 1907) reproduziert, u.a. eine ,,Mater dolorosa”, ,,Die Visionen des hl. Franziskus” und der ,,Studienkopf eines Mönchs”. Niessings Arbeiten wurden dadurch in der interessierten Öffentlichkeit bekannt. An seine künstlerische Arbeit stellte er hohe Anforderungen. Er arbeitete solange an einzelnen Bildern, bis sie seinen Vorstellungen voll entsprachen. So kam es, dass manche Aufträge verspätet ausgeführt oder auch zurückgegeben wurden.