St. Pankratiuskirche Emsdetten

Die St. Pankratiuskirche, von Liudger bis heute

Zu einem Vortrag über die St. Pankratiuskirche hatte der „Arbeitskreis für Familienforschung und Geschichte Emsdettens“ des Heimatbundes Emsdetten am Dienstagabend auf Deitmars Hof eingeladen. In dem bis auf den letzten Platz besetzten Vortragsraum führte Dechant Josef Achterfeld interessant und humorvoll durch die 1000-jährige Geschichte der Alten Kirche.

Die ersten Kirchen in unserer Gegend wurden von Liudger (742 – 809) gegründet. Wahrscheinlich waren diese Gotteshäuser schon damals aus Stein gebaut worden. Nach Aussage des Historikers Heinrich Börsting gibt es keinerlei Hinweise darauf, daß es sich bei den ersten Kirchen um Holzkirchen handelte. Um diese herum bildeten sich dann um 900 – 1000 die Kirchspiele.

Die erste um das Jahr 1000 erbaute Kirche Emsdettens stand vermutlich im Bereich von Deitmars Hof an der Stelle, wo 1902 eine als „Alte Kluse“ bezeichnete Kapelle abgebrochen wurde. Um 1170 wurde dann eine neue Kirche an einem neuen Platz, dem heutigen Standort der St. Pankratiuskirche, gebaut. Diese war von „ansehnlichem Ausmaß und stilgerechter Bauart“. Der 40 m hohe Turm ragte über 700 Jahre in den Emsdettener Himmel. Knapp 400 Jahre später wurde die Kirche aus nicht bekannten Gründen abgerissen und musste einer „erbärmlichen“ weichen. Im Laufe der Zeit wurde diese zu klein, und ein großer Teil der Gläubigen fand in ihr keinen Platz mehr. Im Jahr 1840 schlug innerhalb von 4 Tagen zweimal der Blitz ein. Als dann noch ein Teil des Gewölbes einstürzte, wurde die Kirche am 14. April 1842 geschlossen, und die Gottesdienste wurden in einer angemieteten Scheune abgehalten.

In dieser Lage wandte man sich an den preußischen König, und Amtmann Johann Speckmann gelang es, Friedrich Wilhelm IV. bei dessen Besuch in Münster die Not der Emsdettener zu schildern. Am 23. Oktober 1844 traf die Genehmigung zum Bau einer neuen Kirche ein. Außerdem bewilligte der König ein Gnadengeschenk in Höhe von 9500 Talern und gab die Erlaubnis, in den westlichen Provinzen für den Bau zu sammeln.

Die Architekturpläne gehen auf eine in Berlin geplante Garnisonskirche zurück, die aber dort nicht zur Ausführung gelangte. Der Entwurf stammt von F. A. Stüler, einem Schüler Schinkels.

Unter der Leitung des Baumeisters Waldmann begannen im Sommer 1846 die Bauarbeiten.

Die Reste der alten Kirche wurden abgerissen; der alte Turm aber blieb stehen. Die Steine für die Grundmauern und die Fundamente fuhr man aus Ibbenbüren heran, die für das Gewölbe benötigten 103.575 Ziegelsteine wurden in Nordwalde und Altenberge gebrannt. Jeder Emsdettener, der über ein Pferd verfügte, musste Steinfuhren übernehmen.

Am 29. August 1848 weihte Bischof Johann Georg das neue Gotteshaus feierlich ein. Amtmann Speckmann, der sich als Protestant stark für den Bau der Kirche eingesetzt hatte, war jedoch schwer erkrankt und konnte an den Feierlichkeiten nicht teilnehmen. Der Bischof besuchte ihn persönlich in seiner Wohnung und dankte ihm für seinen Einsatz. Johann Speckmann starb noch im selben Jahr.

50 Jahre später – die Einwohnerzahl Emsdettens hatte sich inzwischen auf 8000 verdoppelt – war die Kirche wiederum zu klein geworden. Nach Osten hin wurde die Kirche um den Chorbereich verlängert. Die Erweiterung nach Westen hin war dagegen problematisch, musste doch dazu der 700 Jahre alte Turm abgerissen werden. Kaiser Wilhelm II. und die preußischen Behörden waren gegen einen Abriss. Auch innerhalb der Emsdettener Bevölkerung gab es heftige Meinungsverschiedenheiten. Schließlich setzten sich aber die für den Bau Verantwortlichen durch, und im Jahr 1903 wurde der alte Turm abgebrochen. Der neue, 70 m hohe Turm wurde 1906 fertig gestellt und überragt jetzt seit über 100 Jahren die Stadt.

Dechant Achterfeld schloss seinen Vortrag mit einem Zitat von Herodot:

„Ich habe viele Städte auf meinen Reisen gesehen, reiche und arme. Die ärmsten aber waren die ohne Tempel, denn es fehlte ihnen nicht nur das Gesicht, sondern auch die Seele.“